Neue Normen – Neues Management

Die neue Norm ISO 9001:2105 wird sich vollständig von ihrer Vorgängernorm unterscheiden. Aber es sind vorrangig „strukturbedingte“ Änderungen, die keine Änderungen von Normanforderungen darstellen und damit auch keinen Handlungsbedarf in Bezug auf die Dokumentation des Managementsystems. Anders ist es im Fall der Änderung von Normanforderungen, hier besteht Handlungsbedarf, dem man sich im Unternehmen so langsam zuwenden sollte.

Bemerkenswerte Änderungen der Norm beziehen sich auf
– die Struktur der Norm: die ISO 9001:2015 wird in der HLS („High Level Structure“) erscheinen, wie auch andere Normen z.B. die ISO 14001

– das Normkapitel „Context of the Organisation“ werden in Verbindung mit dem generischen Ansatz vom Normanwender konkrete Darlegungen des relevanten Umfelds der Organisation gefordert, das Einfluss auf die Organisation hat – die Behandlung von Risiken, d.h. es wird gefordert, dass alle Risiken, aber auch Chancen, die der Organisation in ihrem relevanten Umfeld geboten sind, identifiziert, bewertet und behandelt werden. Indirekt ist dieser Ansatz als gezieltes und intensives Verfahren von Vorbeugemaßnahmen zu verstehen. Ein interessantes Unterfangen, das aber nicht als Risikomanagement im Sinne der ISO 31000 erscheinen muss.

– die „kontinuierliche“ Verbesserung; von Bedeutung ist hier nach wie vor die richtige „Deutung“ des Begriffs. es geht nicht um die Verbesserung von Produkten und Leistungen, sondern um die Verbesserung des Managementsystem im Zuge seiner permanenten Anwendung und den wiederkehrenden Einsatz der in der Norm geforderten Verfahren
– die Korrekturmaßnahmen, die es im Sinne der alten Norm nicht mehr geben wird. Das Kapitel ist mit dem Risikoansatz ersetzt. Gibt es dennoch Verfahren wie das8D-Reporting o.ä., muss das klar dargestellt werden.
– die Lieferantenbeurteilung, die im neuen Ansatz der Norm zusammen mit ausgegliederten Prozessen unter dem Begriff der „externen Bereitstellungen“ subsummiert wird. Damit ist eine Unterscheidung der eben genannten Verfahren wie bisher aufgehoben. Alle Einflüsse externer Leistungen und Bereitstellungen (also auch Lieferungen) sind zu identifizieren, zu bewerten und zu behandeln. Es ist damit zu rechnen, dass sich der Aufwand im Zusammenhang mit dem Lieferantenmanagement erhöhen wird.
– dokumentierte Informationen, die nurmehr minimal vorgegeben ist. Es sind damit erhebliche Freiräume gegeben, das eigene Managementsystem zu dokumentieren. Der Normanwender behält unvermindert die Pflicht, die „für die Wirksamkeit des Managementsystems notwendigen“ Dokumente zu bestimmen und zu pflegen.

Weiterhin sind es Themen wie „Wissensmanagement“, „Beauftragter der obersten Leitung“, „Entwicklungsprozess“ oder „Kundeneigentum“, die die Normanwender beachten müssen in der Anpassung ihrer bestehenden Managementsysteme oder der Neueinführung.

Mein Ratschlag für alle Normanwender: Erstellen Sie sich einen klaren Zeitplan, wie Sie auf die Normänderungen reagieren wollen. Soll beispielsweise die Gelegenheit ergriffen werden, das bestehende System strukturell zu ändern? Soll es in neuer dokumentierter Form verteilt und kommuniziert werden oder wird nur das Notwendigste angepasst, um ab 2016 die Zertifizierung nicht zu verlieren. Zertifizierungen nach ISO 9001:2015 werden aller Voraussicht nach erst Anfang 2016 möglich, erforderlich dann rechnerisch dann ab Mitte 2018. Fragen? Dann kontaktieren Sie mich!